Samstag, 30. Mai 2009

Corporate Identity ist vergangen und wird ersetzt durch Corporate Cooperation


Gehen wir nun von der neuen Form der Zusammenarbeit aus, die in internationale Unternehmen dringend einkehren sollte - die Form der Arbeitsgemeinschaften nach dem Vorbild von Stammesgemeinschaften. Die genaue Definition vom Begriff des Stammes oder Volksstammes gibt Wikipedia. Das Prinzip dieser gemeinsamen Art der Existenz ist das der Gemeinschaft, in der jeder Einzelne seine Aufgabe zum Fortbestand der Gemeinschaft erfüllt. Im Gegensatz zu Unternehmenshierarchien kennt jeder Einzeln den Sinn seiner individuellen Mitgliedschaft, den Umfang seiner Aufgabe und die Verantwortung die sein Dasein in der Gruppe umfasst. Gemäß dieses ganzheitlichen Bewusstsein ist er naturgemäß nachhaltig motiviert zu agieren! Niemand muss oder wird ihm erklären, welche Teilaufgaben er zu verrichten hat, um sein tägliches Ziel zu erreichen. Hingegen ist ein Stammenzugehöriger in der Position und Lage, durch seinen Verstand und seine vollständige Umsicht Aufgaben zu erkennen, zu erfüllen und mögliche Probleme zu verhindern! Dadurch entwickelt sich der Volksstamm eigenständig weiter und zu einer einzigartigen Gemeinschaft.

Dieses althergebrachte, natürliche und so simple Überlebensprinzip früherer Volksstämme sollten wir heutzutage unbedingt für die neue und zukunftsgerechte Ausrichtung unserer Unternehmenskulturen übernehmen. Schon lange ist der Abbau von Hierarchien, Managementwasserköpfen und Führungsprofilierungswünschen überfällig, um Raum für die Fähigkeiten und Aktionen der Mitarbeiter zu schaffen.

Nicht gemeint ist damit, dass Manager Ihre eigene Verantwortung an Untergebene abtreten und dies als Verantwortungsübertragung an "ihr Team" verkaufen. Auch sie tragen ihre Verantwortung und sind somit Bestandteil der Gemeinschaft. Gemeint ist ausschließlich die Fähigkeit von Managern, Vorgesetzen und Kollegen, in ihrem Schaffensrahmen zu bleiben und andere ihren Schaffensrahmen zu überlassen und dort nicht in jeden einzelnen Schritt hinein greifen und somit Verantwortung der anderen nehmen und ihren Arbeitsspielraum einengen.

Bezogen auf den Begriff der Corporate Identity heißt dieser Wandel konkret, dass die CI einer neuen Form der Zusammenarbeit weicht: Corporate Cooperation!

Corporate Identity geht - Corporate Cooperation kommt!

Dieser Wandel ist ganz einfach herzuleiten, wenn wir uns an die 3 C´s von CI erinnern: Corporate Behavior, Corporate Design und Corporate Communications (vgl. Marianne Böhm, Corporate Identity im 3. Jahrtausend, Verlag Dr. Müller, 2006, Seite 54).

Beginnen wir mit dem Kritik freudigen Begriff des "Corporate Behaviour". Ein - übersetzt behaviour = Verhalten - Unternehmensverhalten, welches eine gewisse Norm impliziert. Wie kann ein Verhalten Unternehmenskonform sein - oder wie kann es überhaupt kollektiv sein?

Der Begriff "Corporate Behaviour" sagt ja nichts anderes aus, als dass das Verhalten im gesamten Unternehmen gewissen Richtlinen zu folgen hat bzw. in eine bestimmte Verhaltensform, welche vom Unternehmen gewünscht, erwartet und sicher bis zu einem gewissen Grad gesteuert wird, mündet bzw. münden muss. Mit anderen Worten wird hier ein bestimmtes Verhalten gestaltet, welches alle Unternehmensmitglieder zeigen sollten, um die von der Unternehmensführung gewünschte Identität im System zu erzeugen. Doch dieser Ansatz geht für mich in die Richtung eines Trugschlusses, da er einen Widerspruch birgt.

Corporate Behaviour erscheint als veralteter Ansatz, der dem Prinzip der "Gleichschaltung" ähnelt

Schon der Begriff des Corporate Behaviour deutet auf eine große Schwierigkeit hin: "Unternehmen"'s "Verhalten" - ein kollektives Verhalten aller Unternehmensmitglieder soll hier im Rahmen der Corporate Identity bestimmt, definiert und stets bewusst gelebt werden. Dies impliziert die überwiegende Unterdrückung des individuellen Verhaltens innerhalb des Unternehmenssystems.

Wie ich in anderen Beiträgen bereits erinnert habe, setzt sich ein Unternehmen aus Individuen zusammen, die selbst eine Identität, Persönlichkeit und Einstellungen besitzen und die sie in irgendeiner Form sicher zum Ausdruck bringen werden und die noch sicherer ständig von den Persönlichkeiten, Identitäten und Einstellungen anderer Unternehmensmitglieder abweichen. Mit ihren individuellen Verhaltensweisen entfalten die Menschen - ob im Unternehmen oder anderswo - Ihre vielseitige Einzigartigkeit und Ihr Recht auf Freiheit zu dieser Entfaltung!

Aus der Motivationstheorie wissen wir bereits, dass jedes Individuum Freiraum zur Entfaltung seiner Aktionen benötigt, um langfristig zur nachhaltigen Teilnahme an den Systemaktivitäten motiviert zu bleiben. Würde man diesen Unternehmensmitgliedern nun ein Verhaltensmuster aufzwingen, wäre dies nicht nur eine grobe Einschränkung der persönlichen Ausdrucks- und Aktionsfreiheit, die jeder Einzelne mit Gegendruck durch Kooperationsverweigerung, negativen Emotionen gegen Einzelne sowie allgemeiner Demotivation am Arbeitsplatz beantworten würde. Dieses Aufdrücken eines "Unternehmensverhaltens" wäre schlicht eine Verfälschung der Unternehmenskultur bzw. eine Negativisierung der natürlich vorhandenen Unternehmenskultur. Ein abwärtsgerichtetes Stimmungsbarometer wirkt sich wie lähmendes Gift auf die Produktivität des Einzelnen aus und damit auf den nachhaltigen Erfolg der Firma.